Die Hygiene- und Infektionslehre ist für medizinisches Fachpersonal, aber auch für Mitarbeitende von Katastrophen- und Rettungsdiensten ein sehr wichtiges Fachgebiet. In der Regel wird es in die Bereiche

  • Hygienelehre,
  • Infektionslehre und
  • Umweltschutz

unterteilt. Der Hintergrund: Unser Organismus muss sich ständig mit Mikroorganismen auseinandersetzen, die im Verletzungs- und Krankheitsfall oder als per se schädliche Erreger verheerende Folgen für uns hätten, wenn es die Regeln der Hygiene- und Infektionslehre nicht gäbe.

Hygienelehre
Wissenschaftlich definiert ist die Hygiene als Lehre von der Krankheitsverhütung durch das Fernhalten von schädlichen Keimen. Sie steht damit als präventive Methode der kurativen (heilenden) Medizin gegenüber. Nach moderner Auffassung gehört zur Hygienelehre die Umweltlehre, weil es darauf ankommt, die Umwelteinflüsse auf eine mehr oder weniger hygienische Umgebung zu verstehen. Teilbereiche der Hygienelehre sind unter anderem:

  • hygienegerechtes Verhalten im Alltag und durch medizinisches Personal
  • Schutzimpfungen und arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen
  • Schutzkleidung nach Erfordernissen, unterteilt nach strapazierfähiger Berufskleidung und spezieller Schutzkleidung
  • Patientenschutz durch Hygiene

Die Hygienelehre behandelt auch Themen, die jedermann unter Hygiene versteht. Dazu gehört beispielsweise die Händehygiene. Es handelt sich wegen der überwiegenden Übertragung von Mikroorganismen über die Hände um die wichtigste prophylaktische Vorgehensweise, um Hygienestandards einzuhalten. Zur Handhygiene in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen gehören neben den üblichen Waschbecken auch Händedesinfektionsmittel, Einmalhandtücher und Hautpflegemittel. Die hygienische Händedesinfektion ist ein spezielles Thema, das über unser sonst übliches Händewaschen hinausgeht. Unter anderem gehört dazu, dass verschmutzte Hände erst desinfiziert und danach mit normaler Seife vom Schmutz befreit werden. Desinfektionsmittel enthalten in der Regel relativ viel Alkohol, daher ist danach die Hautpflege unerlässlich. Hygieneregeln gelten auch für Punktionen, Infusionen und Injektionen, hierfür ist besondere Expertise erforderlich. So ist der Allgemeinheit zum Beispiel nicht bekannt, dass Alkohol keine Sporen abtötet und dass daher immer sterile Instrumente und steriles Material zu verwenden sind: Ansonsten droht ein Spritzenabszess. Das ist nur eines von vielen fachlichen Details der Hygienelehre.

Infektionslehre
Eine Infektionskrankheit entsteht durch Viren, Bakterien, Pilze oder Protozoen. Die Ansteckung ist zwischen Menschen, aber von Tieren zu Menschen (und umgekehrt) möglich. Der medizinische Sprachgebrauch definiert eine Infektion nach vier Kriterien:

  • Mikroorganismen mit Krankheitspotenzial werden vom Träger auf einen Empfänger übertragen,
  • bleiben beim Empfänger haften,
  • dringen in dessen Organismus ein und
  • vermehren sich dort.

Nur beim Erfüllen dieser vier Bedingungen handelt es sich im medizinischen Sinne um eine Infektion. Diese kann lokale oder generalisiert vorliegen. Die lokale Infektion bleibt an der Eintrittspforte des Erregers, typische Fälle sind Wundinfektionen. Bei einer generalisierten Infektion vermehren sich die Erreger im gesamten Organismus des Empfängers, typisch hierfür sind Grippeviren. Des Weiteren unterscheidet die Infektionslehre opportunistische und obligate Infektionen, Letztere sind die gefährlicheren: Sie greifen praktisch jeden nicht-immunen Organismus an, die opportunistischen hingegen nur Personen mit geschwächter Immunabwehr. Ein wichtiges Thema der Infektionslehre sind Epidemien, Pandemien und Endemie (permanent präsenter Erreger in einer eingegrenzten Region). Auch Infektionsketten und -quellen behandelt die Infektionslehre, die gleichzeitig aufzeigt, wie wir uns vor Infektionen schützen und sie bekämpfen können.